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Slowenien

Ein paar Tage später,

sehr, sehr früh am Morgen, es ist noch dunkel. Wir packen die Sachen und ohne Frühstück donnern wir die 80km einmal komplett längs über die Insel um unsere Fähre in Sucuraj rechtzeitig zu erreichen. Bis nach Jelsa geht das auch ganz gut. Außerdem stellen wir fest dass es auf der anderen Seite von den Bergen etwa 3-4 Grad kühler ist - das hätten wir mal vorher wissen sollen. Kurz nach Jelsa schauen wir etwas ungläubig auf das Schild was eine Geschwindigkeitsbegrenzung für die nächsten 45km anordnet. Und zwar auf Tempo 40. Wir können das heute Morgen nur als Empfehlung betrachten, sonst werden wir unsere Fähre unmöglich rechtzeitig erreichen. Es geht dann auch deutlich schneller. Die Straße wird zunehmend schlechter, sehr schmal und kurviger. Aber sie ist geradezu geschaffen für unsere kleinen Reiseenduros, diese Strecke. Wäre es nicht so früh und hätten wir nicht diesen Zeitdruck dann wäre es für uns eine Traumstraße. Diese hohe Anzahl an Kurven und die Sonne geht am Horizont auf dem wir gerade entgegen fahren - traumhafte Atmosphäre. Ab Jelsa, Richtung Süden ist die Insel nur noch sehr dünn besiedelt und es wird alles viel grüner. Diese stille Einsamkeit in der Natur hat etwas. Falls es uns noch mal hierhin verschlagen sollte nehmen wir uns vor auch den Südosten der Insel näher zu erkunden. Trotz der frühen Morgenstunden, der Müdigkeit und dem Zeitdruck zählen wir diese Straße zu den Highlights unserer Tour. Gerade noch rechtzeitig, 10 Minuten vor Abfahrt erreichen wir die Fähre. Unser ausgefallenes Frühstück holen wir in Drvenik in einem Café an dem kleinen Fährhafen des Küstenortes nach.

Unser Ziel ist Mostar in Bosnien und wir fahren zunächst der Küstenstraße entlang Richtung Süden. Es ist schon wieder ziemlich warm geworden und an den Bacina-Seen (Wikipedialink) treffen wir eine Gruppe italienischer Bikerpärchen mit Straßenmopeds.

Die Italiener sind völlig relaxed. Jet Helme und die Sozias alle top gestyled in T-Shirts mit Spaghetti Trägern und High Heels. Wir dagegen schwitzend, in voller Montur mit Stiefeln, Handschuhen und Protektoren-Klamotten. Sie sehen uns zunächst etwas mitleidig an, dann kommen wir aber doch noch ins Gespräch. Ich erwische mich bei dem Gedanken die Saunaanzüge jetzt auch endlich ablegen zu wollen. (Auf Hvar sind wir die eine oder andere Schotterpiste ausnahmsweise auch mal in Jeans gefahren)  
Doch dann erinnere ich mich wieder an eine Geschichte die mein alter Kumpel Rugard einmal als mahnendes Beispiel hierfür erzählt hat. Mit Rugard hatte ich 2008 eine Tour durch den Nahen Osten unternommen.  (Link) Ein sehr guter, sehr erfahrener Fahrer von dem ich viel gelernt habe. (Er fuhr damals sogar noch erfolgreich und regelmäßig um die 3-Stunden IGE Meisterschaft mit) Damals in der syrischen Wüste hatten wir auch schon einmal die Diskussion der viel zu heißen Schutzkleidung.

Rugard konnte sehr ausführlich und bildhaft davon erzählen was passiert wenn…

„Wenn du schon mal jemandem die Fetzen einer zerrissenen Jeans aus dem rohen Fleisch gepopelt hast, Faden für Faden, und dann auch noch ertragen musstest wie der Typ dabei die ganze Zeit geschrieen hat, nämlich wie am Spieß, dann fährst du niemals mehr ohne Schutzkleidung." Und seitdem halte ich mich auch strikt daran, auch in warmen Gegenden. Zumindest wenn wir längere Etappen fahren.   

In der Gluthitze der Mittagszeit, vor der bosnischen Grenze stehen wir erstmal ziemlich lange im Stau. Dort lernen wir Jan kennen. Einen jungen polnischen Fahrradfahrer. Er ist mit einem fast originalen alten Rennrad aus den 60er Jahren unterwegs. Keine Federgabel, keine gefederte Sattelstütze, keinen Gelsattel, keine Highend-Schaltung, keine Scheibenbremse  - gar nichts dergleichen ! Mit seinem alten schweren Eisenfahrrad ist er vor 9 Tagen in Polen losgefahren und fährt täglich 130-170km. Und das bei dieser Hitze ! Hut ab, das ist eine Wahnsinnsleistung. Im Vergleich zu Jan´s Tour kommt uns unsere Reise ja eher vor wie ein Sonntagsausflug.
Wir haben die gleichen Ziele, Mostar und Sarajevo. Wir unterhalten uns gut und als ich ein gemeinsames Foto machen möchte bekomme ich mächtig Ärger mit den bosnischen Grenzbeamten. „No Fotos !“ Jan sagt zu mir: „We have to follow the rules“. Alles klar…, bevor wir hier noch mehr Ärger bekommen packe ich die Kamera wieder weg. Wir drücken Jan gegenüber unsere Bewunderung für seine Wahnsinnsleistung aus. Jan erzählt uns dass er auch schon mal mit seinem Fahrrad durch den Iran und auch schon durch den Kaukasus gefahren ist. Er gibt sich sehr bescheiden und erzählt dass er auf seinen Fahrradtouren immer wieder Leute getroffen hätte die „much more crazy“ wären als er. Immer wenn man glauben würde man wäre selbst schon ein „Freak“ dann hätte er Leute getroffen die noch viel verrückter währen.“ Er erzählt uns ein Beispiel:

Jan ist vor ein paar Jahren mit dem Fahrrad durch Georgien gefahren. Dort hat er ein älteres Ehepaar (beide über 60) kennen gelernt die auch beide mit dem Fahrrad in Georgien unterwegs waren. Der Mann hatte zusätzlich noch einen Fahrradanhänger dabei in dem er 70kg Gewicht transportierte. In dem Fahrradanhänger befand sich ein alter Filmprojektor und ein Generator. Damit hat das bikende Ehepaar in Georgien alte schwarz-weiß Stummfilme vorgeführt. Die Energie für den Filmprojektor wurde während der Vorführungen auch mit dem Fahrrad erzeugt denn der Generator im Anhänger war eigentlich nur eine art Lichtmaschine. So musste der Mann auch bei der Filmvorführung permanent in die Pedale treten während seine Frau dabei Gitarre gespielt und gesungen hat. (Es waren ja Stummfilme) Jan erzählt dass beide dabei total glücklich gewesen wären. - Hammer !

Was für ein sympathischer Typ !

Weiter geht’s und wir folgen dem Lauf der Neretva Richtung Norden. In dem Tal ist es sehr heiß und die Landschaft eher karg und trostlos. Die Straße, ja die komplette Infrastruktur ist aber top. Aber man sieht jetzt vereinzelt die Mahnmale des Bürgerkrieges, verfallene ausgebrannte Häuser an Straßenrand und den Hängen des Tals. Weiter im Norden erhöht sich die Dichte dieser Ruinen.

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